1. Vorderseite rechts: MAGIER-Bild
Gyfu gumena byþ gleng and herenys,
wraþu and wyrþscype and wræcna gehwam
ar and ætwist, ðe byþ oþra leas
Großzügigkeit bringt Ansehen und Ehre,
die eines jeden Würde fördern;
sie bereitet Hilfe und Speise
allen gebrochenen Menschen, die sonst nichts haben
Das Thema: Der Magierbericht des Matthäusevangeliums
Das zweite Kapitel des Matthäusevangeliums0 berichtet im Rahmen der Erzählung von der Geburt Jesu Christi in Bethlehem über die Verehrung des Neugeborenen durch Μάγοι ἀπό ἀνατολών (griechisch, Magoi apo anatolôn, Magier aus dem Osten).
Magoi wird im Griechischen allgemein für Magier verwendet, aber auch für die sabzevarisch-medische zoroastrische Priesterkaste aus dem medischen Priesterstamm der Mager, die bei Herodot, Strabon und Philo von Alexandria erwähnt sind. Deshalb könnte es sich um persische oder auch chaldäische Sterndeuter gehandelt haben.
Sie repräsentieren hier die Welt der Heiden und suchen nach dem neugeborenen „König der Juden“ (Mt 2,2), ein Begriff, der bei Matthäus sonst von Römern, also von Heiden verwendet wird (vgl. Mt 27,11 und 29,37 ); die jüdischen Führer verwenden einen ähnlichen Begriff, „König Israels“ (Mt 27,42). Es liegt nahe, an den zu dieser Zeit verbreiteten Mithraskult zu denken, dessen Priester sich durch die Anbetung dem Christentum unterwerfen.
In 2,3–8 kommen die Weisen zuerst bei der Suche nach dem neuen "König der Juden" nach Jerusalem, wo die politische und religiöse Aristokratie residiert. Herodes, König von Roms Gnaden, erschrickt (2,3), und mit ihm die Priesterkaste, denn der wahre König der Juden ist der Messias. Und das Kommen des Messias bedeutet das Ende weltlicher Herrschaft und den Anbruch des Gottesreiches. Dieser Erlöser aber muss aus der Stadt Davids, also aus Bethlehem kommen. Dorthin führt sie nun der Stern, wo sie das Kind in einem Haus bei seinen Eltern finden (2,10). Dort bringen ihre Gaben dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe (Vers 11). - Gold mag für die weltliche und Weihrauch für die spirituelle Würde stehen, während Myrrhe mit Tod und Auferstehung (Einbalsamierung der Könige) verbunden ist. Da sie der Weisung des Engels folgen und nicht nach Jerusalem zurückkehren, um Bericht zu erstatten, läßt Herodes alle Knaben im betreffenden Alter ermorden (2,16–18), um mit ihnen den Messias zu vernichten. Der aber ist von seinen Eltern mit auf die Flucht nach Ägypten genommen worden, um von da - wie einst Mose - als Heilsbringer in das gelobte Land zurückzukehren.
Weil der Messias aus Betlehem kommen muss, stimmt Lukas in diesem Punkt mit Matthäus überein; aber eben nur in diesem Punkt: Sein Elternpaar kommt aus Nazareth - was historisch richtig sein kann-, nächtigt in einem Stall, bettet das Neugeborene in eine Krippe, wohin Hirten (gesetzloses Volk)kommen, um es anzubeten. Diese Erlöser der Nicht-Gerechtfertigten. - Kein Stern, keine Magier, keine Geschenke, kein Kindermord. (frei nach Wikipedia "Heilige drei Könige")
Mit dem Magierbild wählt unser Runenmeister ein in doppelter Hinsicht funktionales Motiv. Zum einen steht es für die Gaben, die sein Schützling empfangen, aber auch spenden soll, zum anderen für den Beginn seines Lebensweges, für seine Geburt, aber auch für sein Schicksal schlechthin. Und dafür wählt der Meister ein Motiv, das emblematisch die noble Abkunft unseres Helden widerspiegeln soll. Daß ein vermutlich heidnischer Künstler ein christliches Motiv wählt, ist nicht ungewöhnlich, zumal der undogmatische alte Glaube gerne jedem erfolgreichen Neuling huldigte. Was anderes taten die Magier, wenn sie, die Mitraspriester, kamen , um – so Matthäus – den Begründer einer neuen Religion anzubeten.
Mit der Darstellung der Anbetungsszene folgt der Schnitzer weitgehend – aber nicht ganz - der christlichen ikonographischen Tradition. Ähnlich wie dort sitzt die Gottesmutter auf ihrem Thron, das Kind auf dem Schoß, wenn auch die Figuren hier auf Gesichts-Madallions reduziert sind: Maria gekennzeichnet durch Heiligenschein, der Sohn durch Mandorla mit Kreuzesnimbus. Obwohl die Körper der beiden nicht dargestellt sind, hat der Schnitzer den Fußschemel (Suppedaneum) der Vorlage eingefügt.
Von links kommen die Magier (noch nicht als Könige) heran. Gerade in dieser Rolle sind sie dem Runenmeister so wichtig, daß er sie mit dem Wort MÆGI festschreibt, obwohl (oder weil) sie in dieser Rolle bei seinen Zeitgenossen schon äußerst populär waren. In den Geschenken der drei Ankömmlinge mag man Gold, Weihrauch und Myrrhe erkennen. Gold symbolisiert die Basis weltlicher Macht, Weihrauch1 ist die geistliche Komponente (die somit zu den Attributen der gottgleichen, weltlichen Herrscher gehörte), während Myrrhe2 einerseits dem Salböl der Könige beigefügt wurde (vgl. gr. Χριστός, christos , der Gesalbte), andererseits auch zur Einbalsamierung der Toten verwendet wurde.
Zwischen beiden Gruppen schwebt der Stern von Bethlehem in Form einer Rosette. In der religiösen Symbolik soll sie auf Christus hindeuten, der damit als Herr des Himmels und der Erde, als der Weltenrichter und Erlöser verdeutlicht wird.
Zwischen Thron und Besuchern wäre der wegweisende Engel zu erwarten, der zugleich Gottesbote und Zeremonienmeister ist. Doch steht an seiner Stelle hier ein Wasservogel, eine Gans oder ein Schwan. Es ist wenig wahrscheinlich, daß der Schnitzer einen "Engel" derart fehlgedeutet hätte, kannte er sich doch in der Ikonographie seiner Zeit bestens aus!
Schaut man genauer hin, erkennt man eindeutig heidnische Elemente, die diese christliche Darstellung relativieren. Auch den Wotansgläubigen galt die Rosette als Heilszeichen sowohl für die Lebenden wie für die Toten, da es sich auf Schilden, Schmuck und Grabsteinen findet. Sehr wahrscheinlich steht das Symbol für Sonne und/oder Mond, für den Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt.3
Sehr ungewöhnlich sind die13 Blätter oder Strahlen unserer Rosette hier, wo 8 oder 12 zu erwarten wären. In der Bildtradition sind acht Strahlen die Regel, da die 8 Symbolzahl der Sonne ist und Christus ihr gleichgesetzt wird, während Maria mit dem Mond in Verbindung gebracht wird, dessen Symbolzahl die 9 ist. In Zusammenhang mit den Magiern, die ja auch als Sterndeuter angesehen wurden, liegt eine astronomisch-astrologische Deutung nahe. Vermutlich sind es dann die 13 Mondmonate von je 28 Tagen, die ein lunares Jahr mit 364 Tagen ergebenen - berichtigt durch Schaltjahre -, vielleicht aber auch ein ähnlicher siderischer Mondkalender. Damit hätten wir einen ersten Hinweis auf eine kalendarische Funktion dieser Rosette. Dass die Summe der Zahlen von 1 bis 13 mit 91 genau ein Viertel des Jahres, also eine Jahreszeit ausmacht, ist mathematisch zwingend, aber astronomisch nicht uninteressant.
Dieses Symbol des Lebens steht dem valknut, Odin/Wotans Todesknoten gegenüber, - sehr sinnvoll über dem Rücken des dritten Magiers platziert, der ja Myrrhe - ein auf den Tod verweisendes Geschenk - herbei bringt. Da die übrigen vier valknutr nur auf den zwei Kästchenplatten (rechte Seite und Deckel) auftauchen, die mit Odin/Wotans Walhalla in Verbindung stehen, wird hier mit Rosette und Knoten der Lebensweg von der Geburt bis zum Tod beschrieben sein. Diese Bedeutung spiegelt sich ja schon in den drei Gaben der biblischen Weisen wider.
Auch der Bogen, unter den Mutter und Kind gesetzt sind, weicht von der ikonographischen Tradition ab. Er findet sich in heidnischem Kontext auch auf der Rückseite (dort über den Tierpaaren) und dem Deckel (dort über einer Kampfhelferin) und kennzeichnet somit einen geheiligten Bezirk.4 Merkwürdig erscheint in diesem Zusammenhang auch die Konstruktion des Bogens. Zwischen Basis (Plinthe) und Kapitell trennt eine dritte „Plinthe“ die beiden Säulensegmente. Es kann kaum ein Zufall sein, daß der Schnitzer diese horizontalen Elemente aus unterschiedlich vielen Ebenen komponiert hat. Während die der linken Säule aus jeweils 3 Elementen bestehen, sind es rechts (von unten nach oben) 4, 2, 3; in beiden Fällen aber jeweils 9 Schichten. Es ist nicht undenkbar, daß der Runenmeister mit der linken Seite auf das 3. ætt der Runenreihe und mit der rechten auf die Position der Runen in diesem ætt (e, b, m) hinweisen will. Allerdings wäre eine solche Deutung recht spekulativ.
Wenn der Schnitzer anstelle des wegweisenden Engels einen Vogel darstellt, dann deutet er die Vorlage zwar um, aber er entfernt sich nicht weit von der Aussage: Streng biblisch genommen tritt der Engel als Bote Gottes auf; im Volksglauben dagegen wird er zum lebensbegleitenden Schutz- und letztendlich zum Todesengel. Dem entspricht im germanischen Weltbild die Walküre, die ihrem Schützling von der Geburt bis zum Tode und darüber hinaus zur Seite steht. Sie erscheint zu seinen Lebzeiten als Vogel, - erstmals bei seiner Geburt. Es ist seine fylgja, die Frau, die ihm unbemerkt folgt und zur Seite steht. Sie ist es, nun sigewif oder Schlachthelferin, die ihn in seinem letzten Kampf als Walküre (in Gestalt eines monströsen Schreckenswesens) überwindet und die er im Nachtod erstmals als menschengestaltige Geliebte erfährt. (Vgl. Golther, Germanische Mythologie, S. 98 - 116)
Wenn der Schnitzer den Engel also ganz bewußt durch die fylgja, die sieg- und todbringende Walküre in ihrer Schwanengestalt ersetzt, dann ist (mit Blick auch auf Wotansknoten und Rosette) diese Darstellung ein weiterer Beleg für die heidnisch germanische Umsetzung christlicher Motive.
Vielleicht ist der Bezug zu den älteren heidnischen Vorstellungen aber noch enger als hier angenommen. Wenn die Rosette mit ihren 13 Strahlen nicht den Stern von Bethlehem, sondern den Mond symbolisiert, dann wird die "Gottesmutter" mit der "Großen Mutter Erde" (Erce, Erta, Perchta,Berta, Herta, Nerthus u.a.m.) gleichzusetzen sein. Zahlreiche Statuen dieser "schwarzen Madonna" - ebenso wie ihre heiligen Orte - wurden in den Marienkult überführt. Dieser Fruchtbarkeit spendenden Göttin, die in allen damaligen Kulturen verehrt wurde, waren die Wasservögel zugeordnet5.
Sie wurde, ähnlich wie Maria, oft mit ihrem Sohn dargestellt und galt, wie diese, als Weltenrichterin. Die Menschen in jener Übergangszeit haben sicher ohne Problem die eine in der anderen gesehen, zumal Papst Gregor (601) in seinem Schreiben an den Abt Mellitus heidnischen Kult durchaus tolerierte, wenn nur die "richtigen" Heiligen verehrt wurden.
Wenn also diese Maria (F-Platte) mit der "Großen Mutter Erde" Erce oder Erta (H-Platte) gleichzusetzen ist, dann steht die Erdmutter am Anfang und am Ende eines Heldenlebens, durch das sie ihren Schützling in mancherlei Gestalt geleitet. Diese Dualität von Fruchtbarkeit und Vergehen werden ebenso mit der Rosette, den Gaben und dem Wotansknoten versinnbildlicht. Darüber hinaus mag mit den sechs S-förmigen Elementen (zwei rechts und links vom Kopf der Maria, eines links neben den Kind, zwei zwischen Thron und Magiern, eines spiegelverkehrt vor dem dritten Magier) die Eibenrune (eoh) in ornamentaler Verfremdung6 angedeutet sein. Die Eibe7 ist gleichfalls Symbol des Lebens, des Todes und der Wiederauferstehung. Ihre Früchte sind essbar, deren Samen aber giftig. Sie scheint unsterblich zu sein, da sie mehrere tausend Jahre alt werden kann, und sie scheint wieder aufzuerstehen, da sie sich nicht nur über Samen und Ableger, sondern auch über ihre Luftwurzeln aus sich selbst heraus, d.h. aus ihrem oft hohlen Stamm erneuert.
Die Eibenrune steht an 13ter Stelle in der Runenreihe; und so könnte die Übereinstimmung mit der Zahl der Strahlen in der Rosette mehr als nur ein Zufall sein. Wenn man das fuþark als Kalender versteht, dann stehen die 12 Runen von , feoh (Viehbesitz, Geld) bis , jera (Jahr) für das 12monatige Sonnenjahr, womit dieses Zeichen für „Jahr“ den Zyklus sinnvoll beendet.
Nicht anders das 13monatige Mondjahr, dessen Lesung in umgekehrter Richtung erfolgt. Diese beginnt mit , oþala (ererbter „Besitz“ [als Parallele zum Geldbesitz]), hat die Eibenrune (eoh) als 12 tes Zeichen und endet sinnvoll mit der Rune , jera (Jahr) als 13tes Zeichen. Wenn also zwischen den Säulen des Thrones, unter den beiden Gesichtsmedallions, 13 Punktmarken herausgearbeitet wurden, dann sind damit die 13 Monate des Mondjahres gemeint.
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Sehr ungewöhnlich sind die 13 Blätter oder Strahlen unserer Rosette hier, wo 8 oder 12 zu erwarten wären. In der Bildtradition sind acht Strahlen die Regel, da die 8 Symbolzahl der Sonne ist und Christus ihr gleichgesetzt wird, während Maria mit dem Mond in Verbindung gebracht wird, dessen Symbolzahl die 9 ist. In Zusammenhang mit den Magiern, die ja auch als Sterndeuter angesehen wurden, liegt eine astronomisch-astrologische Deutung nahe. Es könnten die
13 Mondmonate von je 28 Tagen sein, die ein lunares Jahr mit 364 Tagen ergebenen - berichtigt durch Schaltjahre -, wahrscheinlicher aber auch ein ähnlicher siderischer Mondkalender mit 13 Monaten zu je 27 Tagen bzw. Mondumläufen, wie er auch astrologischen Zwecken diente. Dieser Kalender produziert 351 Tage, die sinnvoll durch die 14 Punktmarken unterhalb von Sol (Jesus) und Luna (Maria) zu 365 Tagen des Sonnenjahres. Es liegt nahe, auch in der Fußbank (Suppedaneum), die in dieser Darstellung (Gesichtsmedaillons) sinnlos wäre, eine Formel, vielleicht eine Schaltregel zu sehen. Ähnlich verhält es sich mit dem Thronsessel, dessen Plinten unregelmäßig gesetzt sind. Aber die Antwort muß offen bleiben.
Damit hätten wir einen ersten Hinweis auf eine kalendarische Funktion dieser Rosette. Dass die Summe der Zahlen von 1 bis 13 mit 91 genau ein Viertel des Jahres, also eine Jahreszeit ausmacht, ist mathematisch zwingend, aber astronomisch nicht uninteressant.
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Dem Runenmeister dürfte auch eine andere, in der frühen Christenheit verbreitete Perspektive bekannt gewesen sein, die den lunaren Aspekt impliziert: Christus als Sol Invictus, als unbesiegte Sonne. Der Heiland verkörpert mit Kreuzigung und Auferstehung den Tod und die Wiedergeburt der Sonne, weshalb ja auch das Fest seiner Geburt auf den Zeitpunkt der Wintersonnenwende gelegt wurde. Im Glanz von Sol spiegelt sich Luna, so wie Maria den Glauben an den Erlöser reflektiert.
Zusammenfassend können wir sagen, dass der Schnitzer den im christlichen Vorbild liegenden Topos von Geburt, Tod und Wiederauferstehung gekannt und ihn durch heidnische Attribute [Eibenrune(?), Fylgja und Wotansknoten] verstärkt hat.
0 Mt 2,1-12
1 "Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem.
2 Sie fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land." (nach der Einheitsübersetzung)
1 Historisch wird die Verwendung von Weihrauch im Christentum gerne auf den Kult der Israeliten zurückgeführt, in deren Tempel oft Weihrauch verbrannt wurde. Ursprünglich aus dem kanaanäischen Privaträucherkult kommend, wurde der Weihrauch im alten Israel zunächst als „Neuerung“ abgelehnt. Erst später fand er Eingang im Tempel-Gottesdienst. Spätestens im nachexilischen zweiten Tempel von Jerusalem (ab etwa 540 v. Chr.) befand sich vor dem Vorhang des Allerheiligsten der Rauchopferaltar, an dem morgens und abends ein Rauchopfer dargebracht wurde. (Quelle: Wikipedia)
2 Im alten Ägypten nutzte man bereits vor 3000 Jahren Myrrhe zur Einbalsamierung. Das getrocknete, gelb-braune Harzgranulat wird seit Jahrtausenden vor allem in Jemen, Äthiopien, Sudan und Somalia verwendet. Im Judentum gehörten Myrrhe und Aloe zur ordnungsgemäßen Bestattung des Leichnams; sie waren aber auch Bestandteil von kultischen Salbungen (griechisch: "Χριστός", latinisiert "Christus" - hebräisch: "Messias" bedeutet "der Gesalbte"). (Quelle: Wikipedia)
3 : Alfred Becker: Franks Casket. Zu den Bildern und Inschriften des Runenkästchens von Auzon (Regensburg, 1973) 120-123. Im Orient wurde (Mesopotamien) die Rosette in Verbindung mit der Fruchtbarkeitsgöttin Ishtar und ihrem Planeten Venus gesehen. So wie die Göttin in die Unterwelt eingeht und fruchtbringend zurückkehrt, so verhält sich die Venus als Abendstern, der untergeht und als Morgenstern wiederkehrt. Geburt, Tod und Wiederauferstehung waren so eng miteinander verwoben, daß all diese Ereignisse als Übergänge von einem Zustand in den nächsten verstanden wurden. Dies scheint die tiefere Symbolik der Rosette gewesen zu sein.
4 Nach unserer Deutung handelt es sich bei den Tieren um die Begleittiere der Kriegsgötter Tyr und Wotan/Odin, während es sich bei der Kampfhelferin um eine Walküre in Walhall dürfte.
5 Vgl. Marija Gimbutas, Die Sprache der Göttin, Das verschüttete Symbolsystem der westlichen Zivilisation, (2. Aufl.1996)
6 Was dem Betrachter heute als bedeutungslose Ausschmückung erscheint, hatte Sinn und Funktion. Punktmarken, Stäbe, Blatt- und Wurzelwerk hatten Hinweischarakter oder sollten magisch wirken. Erklärungen folgen mit den jeweiligen Bildbetrachtungen.
7 Die Eibe symbolisiert mit ihren Eigenschaften einerseits den Tod, andererseits auch ewiges Leben. Der Begriff „toxisch“ leitet sich von dem todbringenden Gift der Eiben her, mit dem man schon in der Frühzeit Pfeile präparierte (griech. Toxon = Bogen, Eibe; toxicon = Pfeilgift), wie auch das althochdeutsche Wort iwa für ‚Eibe’ und ‚Bogen’ steht und mit ‚ewig’ lautverwandt ist. Ihre biologische Fähigkeit, sich vollständig zu erneuern, und ihre lange Lebensspanne – Eiben sind die ältesten Lebewesen Europas und Westasiens – haben sie zum Baum der Wiedergeburt und der Ewigkeit gemacht.
Die christliche Kirche hielt die alten Fruchtbarkeitsriten rund um die Eibe für gotteslästerlich und verabscheuungswürdig. Statt aber die alten geweihten Stätten zu zerstören und die seit so langer Zeit ausgeübten "heidnischen" Bräuche auszurotten entschied sich die Kirche, sie zu christianisieren. So war z.B. die schottische Insel Iona, die zum Zentrum des frühen Christentums in Britannien und zum Ausgangspunkt der Christianisierung Schottlands werden sollte, zuvor Zentrum eines Eibenkults. Der Name Iona wurde sogar als "Insel der Eiben" übersetzt.
Die christliche Kirche verwendete auch Teile des Baumes selbst als wichtiges Symbole. Eibenzweige wurden gesegnet und einige davon verbrannt, sodass ihre Asche für die Kreuzzeichen am Aschermittwoch verwendet werden konnte. Jahrhundertelang wurden Eibenzweige am Palmsonntag als Ersatz für die nicht vorhandenen Palmwedel benutzt.
Bei früheren Kulturen galt die Eibe auch als Baum der Wiedergeburt und des Lebens, das nach dem Tod folgte. So glaubten die Kelten, dass die Eibe zwischen der Welt der Toten und Lebenden wachen würde (Hageneder 2006). Bei ihnen galt die Eibe wegen ihrer Verbindung zur Ewigkeit somit als heiliger Baum. Eiben wurden als Zauberstab, Wünschelrute und zum Schutz vor bösen Geistern benutzt (Zürcher et al. 1998).
Außerdem gibt es Überlegungen, ob Yggdrasil, der nordische Lebensbaum aus der Sage „Edda“, nicht auch die Eibe darstellt, anstatt wie bisher angenommen die Esche. Yggdrasil ist in der „Edda“ der schönste und heiligste Baum, dessen Zweige sich vom Himmel bis zur Erde ausbreiten und so die Erde mit dem Götterland verbinden (Hopfner et al. 1996). Yggdrasil wird als „wintergrüne Nadelesche“ beschrieben. Doch die Esche ist im Gegensatz zur Eibe nicht immergrün, so dass die Vermutung nahe liegt, dass mit Yggdrasil die Eibe gemeint war (Hageneder 2006). Quellen: Wikipedia et al.)
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