Brünhildens Todesfahrt Nach
Brünhildens Tod wurden zwei Scheiterhaufen gemacht, einer für Sigurd, der brannte zuerst; danach wurde Brünhilde verbrannt, und sie lag auf einem Wagen, der mit Prachtgeweben umzeltet war. Es wird erzählt, daß Brünhild
auf dem Wagen den Helweg fuhr und durch eine Höhle kam, wo ein Riesenweib wohnte. Das Riesenweib sprach:
1 Fortzufahren erfrech dich nicht Durch meine steingestützten Häuser.
Besser ziemte dir, Borten zu wirken Als den Gatten begehren der andern.
2 Kämpferisch Weib, was willst du suchen, Allgierig Haupt, in meinem Hause? Du wuschest, Bewehrte, so du es wissen willst,
Von den Händen dir manchesmal Menschenblut.
Brünhild: 3 Was wirfst du mir vor, Weib aus Stein, Hab ich im Kriegsheer gekämpft denn auch, So bin ich die bessere von uns beiden doch,
Wenn unsern Adel Einsichtige prüfen.
Riesin: 4 Du bist Brünhild, Budlis Tochter, In widrigster Stunde zur Welt geboren: Durch dich wurde ohne Erben Giuki, Du hast sein hohes Haus gestürzt.
Brünhild: 5 Vom Wagen kündet die Kluge dir Der Witzlosen, wenn du es wissen willst: Mich machten Giukis Erben meiner Liebe verlustigt, der Eide ledig.
6 Der hochsinnige Fürst ließ die Fluggewande Uns acht Schwestern unter die Eiche tragen; Zwölf Winter war ich, wenn du es wissen willst, Als ich dem jungen Fürsten den Eid schwur.
7 Alle hießen mich in Hlymdalir Hild unterm Helme, wohin ich kam.
8 Da ließ ich den greisen gotischen Fürsten Hialmgunnar hinab gehn zur Hel, Gab den Sieg dem blühenden Bruder Adas:
Darüber war mir Odin ergrimmt.
9 Er umschloß mich mit Schilden in Skatalundr, Mit roten und weißen; die Ränder schnürten mich. Meinen Schlaf zu brechen gebot er dem,
Der immer furchtlos gefunden würde.
10 Um meinen Saal, den südlich gelegnen, Ließ er hoch des Holzes Verheerer entbrennen: Darüber reiten sollte der Recke nur,
Der das Gold mir brächte im Bette Fafnirs.
11 Der rasche Ringspender ritt auf Grani Hin, wo mein Hüter das Land beherrschte. Der beste schien mir der Degen alle Der dänische Fürst im Heldengefolge.
12 Wir lagen mit Lust auf einem Lager Als ob er mein Bruder geboren wäre. Keiner von beiden könnt um den andern In acht Nächten die Arme legen.
13 Doch gab mir Gudrun Schuld Giukis Tochter,
Ich hätte dem Sigurd geschlafen im Arm. Was ich nicht wollte gewahrt' ich da: Daß ich überlistet war bei der Verlobung.
14 Zum Unheil werden noch allzulange Männer und Weiber zur Welt geboren.
Aber wir beide bleiben zusammen, Ich und Sigurd: versinke Riesenbrut!
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